"Wir repräsentieren eine Lebensform, mit der viele junge Frauen heute nichts mehr anfangen können. Für junge Menschen ist es heute schwer vorstellbar, ihr Leben nicht so individuell gestalten zu können, wie es ihnen vorschwebt. Erst wenn sie älter werden, merken sie, dass manche Dinge nicht so sind, wie sie sie sich vorstellen. ‚Armut‘ und ‚Gehorsam‘ sind schwierige Begriffe geworden. Dazu kommt das Gelübde der Keuschheit, das für viele junge Frauen eine große Hürde ist. Im 19. Jahrhundert gab es ein immenses Wachstum des Ordenslebens. Wir sind gewissermaßen letzte Ausläufer dieses Booms. Vielleicht geht da etwas zu Ende, und neue Formen entstehen. Wir haben ja Versuche mit kleinen Gemeinschaften gestartet. Jedenfalls sehe ich auch hier einen Weg, den Gott uns führt."

"Wie wird die gesellschaftliche Entwicklung bis 2030 weiter gehen? Da kann sich unglaublich viel geändert haben. Die Gesellschaft ist vermutlich dann ungefähr so überaltert wie unsere Kongregation jetzt und kämpft mit unendlich vielen Problemen, weil sie keine jungen Leute mehr hat. Oder sie hat sich kulturell stark verändert, weil viele Menschen aus anderen Ländern zugezogen sind. Es ist auf jeden Fall damit zu rechnen, dass wieder neue Armutsformen entstehen. Und ich hoffe, dass die Barmherzigen Schwestern – ob sie dann eine kleine oder auch eine größere Gruppe sind – gemäß ihrem Auftrag eine Antwort finden werden."

"Vinzenz ist es immer um die Armen gegangen. Käme er heute wieder, so würde er sich freuen über die sozialen Einrichtungen, die in unseren Staaten entstanden sind. Der Staat hat der Kirche viel Verantwortung in diesem Bereich abgenommen. Uns Schwestern würde er trotzdem ermutigen, weiter für die Armen da zu sein, um ihnen nicht nur unseren Dienst, sondern auch unsere Liebe zu schenken. Und er würde uns erinnern, wie wichtig für uns das Gebetsleben einerseits und die Gemeinschaft andererseits sind."